Weinreben benötigen wie alle Pflanzen die richtige Umgebung, um zu wachsen und gedeihen, wobei sie sensibel auf Böden, Klima und ihre gesamte Umgebung reagieren. Deshalb ist das Terroir (die Einzigartigkeit der Böden und speziellen geographischen Besonderheiten einer Region) so bedeutsam. Viele der besten Weine offenbaren sogar die Hangneigung oder den Weinberg ihrer Herkunft, weil das Terroir Stil und Charakter eines Weines auf dem gesamten Weg von der Traube bis ins Glas prägt. Das wissen die Winzer seit Jahrhunderten, so dass bereits im 18. Jahrhundert im Tokaj eines der ersten Klassifizierungssysteme überhaupt geschaffen wurde. Tokaj hat infolge vulkanischer Aktivität in erdgeschichtlichen Zeitaltern eine vielfältige und abwechslungsreiche Landschaft. Und vulkanische Böden sind dafür bekannt, aus edlen Rebsorten einige der feinsten Weine der Welt hervorzubringen.
Wo gibt es nun vulkanisch geprägte Weinregionen in Ungarn? Die Antwort ist einfach und leicht zu merken: schauen wir auf die Karte Ungarns und suchen den Balaton, den größten See Mitteleuropas, der durch tektonische Aktivität entstanden ist. Hier kommt nun der Trick: wir ziehen eine Linie in Richtung der Balaton-Längsausdehnung durch das gesamte Land. Weinregionen nördlich dieser Linie haben bis auf sehr wenige Ausnahmen sämtlich Böden vulkanischen Ursprungs.
Neben Tokaj ist das Nordufer des Balatons die andere wichtige Weinregion Ungarns mit vulkanischen Böden, die größtenteils aus in erdgeschichtlichen Zeiten entstandenen dunklen Basaltfelsen besteht, welche die atemberaubenden zerklüfteten Berge von Badacsony, Szent György-hegy (Sankt-Georgs-Berg), Fekete-hegy und viele andere geschaffen haben. Diese steilen ungewöhnlichen Felswände sind die Heimat von zwei innovativen Winzern, die erst kürzlich ihr Hobby tatsächlich zum Beruf gemacht haben: Robert Gilvesy vom Weingut Gilvesy sowie Gyula Szabó von Káli Kövek.
Gilvesy
Robert Gilvesy ist ein Kanada-Ungar, der viel Zeit nördlich das Balaton verbracht, die Landschaft genossen und Weine verkostet hat. Vor ein paar Jahren hat er beschlossen, sich selbst mit der Weinerzeugung zu befassen, und die Ergebnisse waren eindrucksvoll. Jetzt baut er weiße Rebsorten auf 10 Hektar Land biologisch an und gewinnt rasch eine treue Fangemeinde.
Seine Reben wachsen auf dem György-hegy (Sankt-Georgs-Berg) und dem Badacsony, zwei der faszinierendsten Berge der Region, die voll von Basalt und vulkanischen Mineralstoffen sind. Seine Weine haben einen eklektischen Stil und vereinen die klassische Mineralität und Fülle der Weine aus dieser Region mit einem frischen und knackig modernen Charakter. Die Weine entstehen mit minimalem menschlichen Eingriff, konzentrieren sich auf hochwertige Trauben und darauf, ihre besten Aromen hevorzubringen.
Káli Kövek
Gyula Szabó hat die meiste Zeit seines Lebens in der Stadt verbracht, behielt aber durch das kleine Haus und den Weinberg der Familie auf der Nordseite des Balatons im pittoresken Káli-Basin immer eine enge Beziehung zu Wein und Natur. 2009 entschied er, das Stadtleben aufzugeben und zum Weinberg zurückzukehren. Wir sind froh, dass er das getan hat!
Sein Weingut befindet sich nur einen Hügel entfernt von Gilvesy auf dem Fekete-hegy. Das ist ein weiterer erloschener Vulkan, dessen Name schon alles sagt: dunkler vulkanischer Boden. Neben der Pflege des winzigen nur 0,5 Hektar großen Weinbergs kauft Gyula Trauben von seinen vertrauten kleinen Erzeugern rund um den Berg hinzu. Er achtet darauf, dass alle Trauben sorgfältig angebaut wurden, damit er die besten Weine aus jedem Weinberg gewinnen kann. Neben der Riesling-Cuvée seines Weingutes erzeugt er genau wie Gilvesy auch rebsortenreine Weine von bestimmten einzelnen Weinbergen.