Eine kurze Tour führte uns Ende Februar an das Nordufer des Balaton und weiter nach Somló. Der See war fest zugefroren. Es war ein schöner, sonniger Tag und auch die ersten Frühlingsboten begannen, sich zu zeigen. Wir trafen einige Winzer für einen ersten Blick auf deren Weine vom Jahrgang 2016 und um über das schwierige Jahr zu sprechen, das hinter ihnen liegt.
Beim Weingut Káli Kövek trafen wir ein, als Gyula Szabó und seine Freunde im Garten des Weinguts arbeiteten, renovierten und Dinge für die Sommersaison bauten, wenn dort eine Weinbar mit Speisen und Live-Musik öffnet. Als die Mannschaft zum Mittagessen kam, garte Hurka (ungarische Blutwurst) langsam im Ofen und eine neugierige Katze scharwenzelte um uns herum. Gyula zeigte uns einige seiner ausgewählten Weine und ein paar spannende Cuvées, die noch in den Fässern im Keller reiften. Der beliebte frische ‚Rizling‘ kam gerade in die Flaschen und wurde trinkreif (und ist just diese Woche auch in unserem Shop eingetroffen). Obwohl einige der Weine noch jung waren, sind alle lebendig, dynamisch und gut abgerundet, angenehm zu trinken und in keiner Weise extrem oder rau, was angesichts der Schwierigkeiten des Jahrgangs eine ziemliche Leistung ist.
Das Jahr 2016 hat viele Winzer ins Schwitzen gebracht. Das Wetter war so chaotisch, wie es nur sein konnte: späte Frühlingsfröste, Hagel im Sommer, außergewöhnlich heiße Tage mit anschließend schweren Gewittern und nassen Wetterperioden, Hitzewellen im Sommer, starke Regenfälle im Herbst und mehr. In manchen Regionen verwüsteten Hagelschläge große Teile der Weinberge; in anderen waren die Schäden weniger extrem, aber die Ernten waren überall geringer als in den meisten Jahren zuvor. Auch mit weniger Trauben gab es in den Weinbergen im Jahresverlauf reichlich zu tun: Die extremen Wetterwechsel waren für die meisten Trauben eine echte Herausforderung, so dass die Weingüter das ganze Jahr über mit dem Wetter zu kämpfen hatten in der Hoffnung, eine kleine und gute Ernte einzubringen.
Jede Region und jedes Weingut hat in diesem Jahr eine andere Geschichte zu erzählen. Die meisten Winzer, mit denen wir gesprochen haben, hatten viel Arbeit mit der Auswahl und sorgsamen Ernte, um mit ihren Weinen zufrieden zu sein. Am Ende aber gelang es vielen, und die Weine präsentieren sich gut balanciert und haben das Potenzial, große Weine zu werden. Nur die gesündesten und kräftigsten Trauben haben es bis zum Saisonende geschafft, so dass wir nur hoffen und auf die Ergebnisse warten können!
Nach dem Abschied von Gyula und vom Balaton fuhren wir nordwärts nach Somló. Der schwarze Berg war bereits von weitem erkennbar in der sonst eher flachen Landschaft. Gerade erst war das Eis von den Straßen getaut, als wir dort ankamen, so dass wir zur Szent Margit kápolna (St. Margarethen-Kapelle) aufsteigen und von dort den Sonnenuntergang über dem Berg genießen konnten. Ein Abstecher führte uns zum Weingut von Imre Györgykovács. Er ist einer unserer absoluten Favoriten bei den Winzern, der sich (ziemlich schnell!) einen herausragenden Verdienst erarbeitet hat. Weiter führte die Tour kurz zum erstaunlich modernen Weingut von Kreinbacher. Über Kreinbacher haben wir bereits geschrieben, aber es lohnt sich zu wiederholen, dass deren Einrichtungen einzigartig sind und ein Highlight für einen Besuch in der Region.
Der Besuch bei Winzern ist immer ein Vergnügen, vor allem wenn die neuen Weine so gut aussehen und erste Anzeichen des Frühlings in der Luft liegen. Zufrieden machten wir uns auf den Weg – aber natürlich nicht ohne zuvor die obligatorischen Somlói Galuska. (Falls ihr noch nichts davon gehört habt – das ist ein klassisches ungarisches Dessert voll von Schokolade, Nüssen und Sahne, das trotz seines Namens keine Verbindung zur Region hat. Aber es schmeckt lecker, also wollen wir uns nicht darüber beklagen.)