Wie sieht eine typische ungarische Weinregion aus? Gut, es gibt nicht die eine „typische“ Weinregion in Ungarn. Offiziell sind es 22 Weinregionen im Land, aber nur eine Handvoll davon erzeugt die besten Weine. Lies weiter über diese Regionen und die Weine, die dort entstehen.
Balaton
Der Balaton (Plattensee) ist der größte See in Mitteleuropa. Auf einer Länge von mehr als 200 Kilometern säumen Dutzende Dörfer seine Ufer. Er ist Ungarns beliebteste Urlaubsregion. Jeden Sommer strömt das halbe Land an seine Strände, um in den See einzutauchen. Zugleich ist er Heimat für fünf unterschiedliche Weinregionen und vermutlich das kulinarische Ziel in Ungarn mit der rasantesten Entwicklung. (Wenn du uns nicht glaubst, schau auf diese Karte.)
Die Nordseite des Balaton ist vor allem für seine knackigen Weißweine voller Mineralität bekannt. Den Großteil des Gebietes bildet eine Kette erloschener Vulkane. Der reichhaltige vulkanische Boden und die frische Brise vom See erzeugen wunderbar frische und saubere Weißweine. Viele indigene Rebsorten wachsen in der Region, einschließlich fast vergessener (und oft zungenbrecherischer) weißer Rebsorten wie Kéknyelű und Juhfark. Die am meisten verbreitete weiße Rebsorte ist jedoch der Olaszrizling. Während es formal drei unterschiedliche Regionen sind (Badacsony, Balatonfelvidék und Balatonfüred-Csopak), haben wir sie auf unserer Webseite zu Nord-Balaton vereinfacht.
Die Südseite ist vor allem rund um die Städte Balatonboglár und Balatonlelle für ihre warmen, fruchtigen Rotweine und gleichermaßen die gut balancierten Weißen bekannt. Blaufränkisch und internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon ergeben hier die gängigsten Rotweine.
Eger
Eger ist eine Region mit langer Tradition im Nordosten Ungarns, die gerade ein Comeback erlebt. Der traditionelle Rotwein der Region, die Cuvée Stierblut, hat in den letzten 50 Jahren einen schlechten Ruf bekommen, weil der Name für billige Weine missbraucht wurde. Allmählich kann sie aber ihren Ruf als Ungarns Region mit den elegantesten Rotweinen zurückgewinnen. Die meisten Böden der Weinregion sind vulkanischer Rhyolit, manche Bereiche sind mit Kalkstein bedeckt. Der Wein wird auf den Hügeln rund um die Stadt Eger angebaut – einer der kühlsten und trockensten Orte in Ungarn.
Die Cuvée Stierblut (Bikavér) ist eine traditionelle Mischung aus mindestens drei Rebsorten, normalerweise auf Basis von Kékfrankos (Blaufränkisch) sowie Kadarka und anderer Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Pinot Noir. Weißweine sind weniger bekannt, aber ebenso interessant. Die weiße Cuvée Egri Csillag (Stern von Eger) ist das weiße Pendant zum Stierblut und wird zumeist aus Rebsorten wie Chardonnay, Olaszrizling (Welschriesling), Pinot Blanc, Hárslevelű oder Leányka gekeltert.
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Etyek
Das Städtchen Etyek ist nur einen Katzensprung von Budapest entfernt, aber eine andere Welt – eine Kleinstadt mit Reihen in die Hügel gehauener Weinkeller und mit Jahrhunderten Winzertradition. Die Region erzeugt tolle frische Weine und ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Lieferant für Weine und Sekte für das Budapester Nachtleben. Neben unkomplizierten, frischen Weißweinen und leichten Roten ist die Region auch für ihre Sektherstellung bekannt.
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Somló
Obwohl Somló Ungarns zweitkleinste Weinregion ist, hat sie für ihre Größe eine Fülle faszinierender Weine zu bieten. Die gesamte Region ist im Prinzip ein einzelner erloschener prähistorischer Vulkan. Die dunklen vulkanischen Böden erbringen kraftvolle und einzigartige Weine hoher Mineralität und voller Aromenvielfalt. Die Weine sind für ihre Langlebigkeit, Komplexität und ihr Alterungspotenzial berühmt. Hier werden ausschließlich traditionelle ungarische Rebsorten wie Furmint, Hárslevelű, Olaszrizling und Juhfark angebaut.
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Sopron
Direkt an der österreichischen Grenze gelegen und als Nachbar der Weinregion Burgenland ist das Klima in der Region Sopron kühl und windig wie beim Nachbarn hinter dem Fertő-tó (Neusiedlersee). Die südliche ungarische Seite des Sees ist jedoch durch eine Kette von Bergen vor der kühlen nördlichen Luftströmung geschützt, sodass der Stil der Soproner Weine subtil abgerundeter und saftiger ist als deren österreichisches Pendant. Weine aus Sopron sind normalerweise sanft, erdig und ausgereift. Viele österreichische Winzer haben die Weinberge von Sopron (wieder)entdeckt. Die Region ist jetzt ein Pioneer für biodynamischen und biologischen Weinbau in Ungarn. Die dominante Rebsorte der Region ist Kékfrankos (Blaufränkisch).
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Szekszárd
Die Weinregion Szekszárd liegt im Süden Ungarns nahe an der Donau. In einem warmen und sonnigen Klima entstehen hier körperreiche Weine voller Aromen und Gewürze. Ähnlich zur Weinregion Eger erzeugt auch Szekszárd Stierblut (Bikavér), eine Cuvée mehrerer Rebsorten, die normalerweise auf Kékfrankos basieren. Die Variante aus Szekszárd ist aber allgemein robuster und reichhaltiger im Stil. Der Boden in Szekszárd ist vorwiegend Löß, der den Weinen einen lebendigen und fruchtigen Charakter verleiht.
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Tokaj
Ungarns berühmteste Weinregion Tokaj befindet sich auf 300 erloschenen Vulkanen. Traditionell ist sie für ihre natürlichen Süßweine bekannt (Tokaji Aszú), die aus spät gelesenen Trauben gemacht werden. In den letzten Jahrzehnten sind aber auch elegante und vulkanisch-trockene Weißweine neu aufgekommen. Rasch sind sie zu den beliebtesten und umjubelten Weinen aus Ungarn geworden.
Die wichtigsten traditionellen Rebsorten der Region sind Furmint und Hárslevelű (Lindenblättriger). Nur sechs spezifische weiße Rebsorten sind in Tokaj erlaubt – und rote überhaupt nicht. Wegen der vulkanischen Aktivität über Jahrmillionen sind die Böden von Tokaj so komplex und verschiedenartig, dass eine Kartierung nahezu unmöglich ist. Eine obere Schicht aus Lehm oder Löß bedeckt den vulkanischen Untergrund in den meisten Gegenden, aber die Bodenzusammensetzung kann sich bereits nach wenigen Metern vollständig verändern. Das relative raue aber sonnige Wetter ermöglicht zusammen mit den vulkanischen Böden, dass hier einige der besten Weißweine Europas erzeugt werden. Die nahegelegenen Flüsse Bodrog und Theiß erzeugen ein feuchtes und oft nebliges Mikroklima, das für die Ausbildung von Edelfäule (Botrytis) ideal ist, was den Süßweinen aus Tokaj ihr einzigartiges reiches Aroma verleiht. Die offiziellen Rebsorten sind: Furmint, Hárslevelű, Muskotály (Gelber Muskateller), Zéta, Kövérszőlő und Kabar.
Seit den 1990er Jahren lernen die Winzer, wie sie das Beste aus ihrer Region herausholen. Jahr für Jahr meistern sie ihre Aufgabe immer besser. In den letzten paar Jahren ist der Einsatz von Eichenfässern zurückgegangen. Viele Spitzenerzeuger keltern jetzt frischere, saubere Weine, welche die reiche Mineralität und Vielfalt der Böden wirklich zum Ausdruck bringen.
Villány
Ungarns wärmste und südlichste Weinregion Villány ist für reichhaltige und fette Rotweine bekannt. Diese Weinregion wurde in den 1990er Jahren mit ihren körperreichen Rotweinen als erste Region Ungarns erfolgreich. In den letzten Jahren haben die Winzer begonnen, Alkoholgehalt und starke Fassreifung ihrer Weine zu verringern und sich stattdessen mehr auf Eleganz und Finesse zu konzentrieren.
Eine der größten Überraschungen der Region ist Cabernet Franc, eine Rebsorte, die in anderen Regionen alleine zumeist raue und tanninreiche Weine ergibt. In Villány hat sich der Cabernet Franc jedoch als ideal für die Region herausgestellt. Weine aus dieser Traube sind normalerweise reichhaltig, gut balanciert und saftiger als ihre internationalen Pendants. Andere rote Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Kékfrankos (Blaufränkisch) und Merlot werden auch angebaut, ebenso kleinere Mengen Chardonnay und andere weiße Rebsorten.
Weitere Weinregionen
Einige weitere nennenswerte Weinregionen in Ungarn sind die Berge von Mátra und Bükk sowie die Region der Benediktiner-Abtei Pannonhalma, die tolle frische Weißweine erzeugt. Zudem gibt es rund um Ungarns Grenzen eine Reihe von Weinregionen, wo viele ethnisch ungarische Winzer weiterhin Wein erzeugen, etwa in Mužla (Muzsla) in der Slowakei, in Podgoria Aradului (Arad-hegyalja) in Rumänien oder in Srem (Szerémség) in Serbien.
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